Manchmal ist es wirklich deutlich sinnvoller die Wünsche seiner Kinder nicht zu erfüllen.
Ein Paradebeispiel dafür liefert aktuell wieder mein Sohn. Schon vor etwa 1 1/2 Jahren kam er aus dem Kindergarten und wollte unbedingt ein so genanntes Beyblade haben, weil das angeblich alle Jungs seiner Gruppe hätten. Da wir unsere Kinder nicht mit Spielzeug überschütten und unser Sohn aufgrund seiner sanften Natur dazu neigt von anderen Jungs ausgegrenzt zu werden, erwog ich ihm so etwas zu kaufen, damit er dadurch eventuell leichter Anschluss findet, wusste aber gar nicht, um was es sich dabei handelt. Also suchte ich einen Spielwarenladen auf und stellte fest, dass es sich dabei um Kreisel handelt. Weitere Recherchen ergaben, dass diese als Merchandise einer Mangaserie vertrieben werden. Der stolze Preis von sage und schreibe 15 Euro für ein Teil, das dem äußeren Anschein nach nicht sehr langlebig zu sein schien, hielt mich aber davon ab, es zu kaufen. Ich erklärte meinem Sohn, dass es einfach zu teuer sei und er bedrängte mich auch nicht weiter.
Einige Zeit später war er bei seiner Großmutter. Er durfte mit ihr Einkaufen gehen und erspähte im Supermarkt eine Zeitschrift, die als Gimmick zwei Kreisel hatte, die den Beyblades sehr ähnlich waren. Ich hätte ihm auch diese Zeitschrift nicht gekauft, weil diese Blätter inhaltlich völlig sinnfrei sind und das Spielzeug lidschäftig ist. Meist ist die Trauer groß wenn das Zeug nach dem ersten Spiel schon kaputt ist. Aus Sicht der Erzeuger dieser Produkte macht es ja auch Sinn, wenn die Spielzeuge eine kurze Lebensdauer haben, denn dann wird schnell die nächste Zeitschrift gekauft. Großmütter lassen sich aber anscheinend von ihren Enkelkindern zu Dingen überreden, die diese ihren eigenen Kindern aus obigen Gründen nie gekauft hätten. Also bekam er Zeitschrift mit Nachahmerkreiseln.
Zwar hielten die Kreisel – ich glaube, sie liegen immer noch in einer Kiste – aber es waren eben keine echten Beyblades. Mein Sohn konnte sie also nicht als Statussymbol verwenden. Der Spielwert schien für sich auch nicht so hoch zu sein, dass er sich ausdauernd damit beschäftigte hätte.
Aber anscheinend blieb ihn ihm doch der Wunsch nach diesem „Must-Have“ wach. Offensichtlich wurde das, als die Uroma beim Entrümpeln ihres Hausstandes altes Lego fand. Das Lego muss mindestens 45 Jahre alt sein, aber da es nach wie vor mit dem aktuellen Lego kombinierbar ist, brachte der „Osterhase“ eben dieses alte Lego meinen Kindern.
Das war ein Geschenk ganz in meinem Sinne. Zum einen wird den Kindern dadurch vermittelt, dass nicht immer alles fabrikneu sein muss, denn den Steinen sind natürlich Gebrauchspuren und das Alter an sich anzusehen. Die Tatsache, dass ihr Opa schon mit diesen Legosteinen gebaut hat, gibt den Kindern ein Gefühl für Tradition und Beständigkeit. In einer Welt, die sich ständig verändert und eine Innovation die nächste jagt, wo Dinge nach Lust und Laune gekauft und kurz darauf wieder entsorgt werden, sind das Werte, die ich erhalten möchte. Zum anderen ist Lego an sich einfach genial. Die Unendliche Kombinierbarkeit der Teile lässt es zu, dass Kinder ihren Fantasien Gestalt geben können. Auch das bauen nach Anleitung fördert Konzentration, räumliches Denken, Feinmotorik etc..
Ja, und nun zurück zu dem unerfüllten Wunsch, den Beyblades. Sohnemann kreierte mit den alten Steine und neuen, die er sich bei eine Besuch in der Lego-Factory hatte aussuchen dürfen, seine eigenen Beyblades und baut sie seit drei Wochen quasi täglich um. Hätte ich meinem Maxi diesen Wunsch damals erfüllt, hätte er sich bestimmt niemals so viele Gedanken gemacht. Er hat nun schon so viele Stunden in Konzentration und großer Zufriedenheit verbracht, das hätte das Geschenk ihm nicht bieten können, ganz abgesehen vom Stolz, selbst etwas ganz eigenes geschaffen zu haben!