Archiv für den Monat Juni 2013

Was zieh ich nur an?

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Neulich habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die mir berichtete, dass sie fast die ganze Schwangerschaft mit nur drei Hosen und drei Oberteilen ausgekommen sei. Sie hätte das als sehr entspannend empfunden, denn da es einfach keine größere Auswahl gab, wäre es stets klar gewesen, was anzuziehen sei. Die Qual der Wahl entfiel.

Zwar besitze ich ein paar Kleidungsstücke mehr, die passen (siehe „T-Shirts und Socken“), allerdings gibt es klare Kategorien wie „Arbeit“, „Wohlfühlen“, „Konzert“ usw. In der jeweiligen Kategorie ist die Auswahl auch entsprechend klein, so dass ich selten lange überlege, was ich anziehe.

Nun ist es jedoch so, dass mein Bruder kirchlich heiratet. Bei der standesamtlichen Hochzeit trug ich ganz einfach das, was ich selbst bei meiner getragen hatte. Das rote Kostüm hatte dann zwar schon 10 Jahre auf dem Buckel, sah aber Dank Pflege und recht zeitlosem Design, aus wie neu. Die Figur habe ich mir nach jeder Schwangerschaft auch wieder erarbeiten können. Theoretisch könnte ich es natürlich auch beim kirchlichen Ereignis nochmal tragen, aber da spielte meine Eitelkeit nicht mit. Alle anderen in Frage kommenden Kleidungsstücke sind jedoch grau oder schwarz. Mein Bruder und seine Frau wünschen sich jedoch eine farbenfrohe Hochzeit.

Ich habe lange nachgedacht. Sollte ich den Wunsch ignorieren? Ein neues Kleid kaufen? Und wenn ja, wo sollte ich es erstehen? Meine Internetrecherchen fielen schon mal sehr ernüchternd aus. Hässlich, gewöhnlich oder viel zu teuer, war das Bild das sich mir bot. Hinzu kamen die ganzen Berichte über die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Asien. Ein günstiges Kleid kaufen und dadurch letztlich Leute ausbeuten?

Nachdem ich meinem Töchterchen neulich ja ein Kleid gestrickt hatte, kam mir der Gedanke, es für mich selbst auch zu versuchen. Ein entsprechendes Strickmuster war relativ schnell gefunden, da ich eine konkrete Vorstellung hatte. Die Farbwahl fiel mit Hilfe meines Mannes auch relativ schnell. Schwieriger war es zwar dann das passende Garn aufzutreiben, aber alles weitere war dann nicht schwer, braucht nur etwas Zeit.

So, und nun ist es fertig: Farbig, eine gute Mischung aus schlicht und raffiniert, alles in allem nicht sehr teuer (hochwertiges Baumwollgarn 29 Euro). Ich gebe zu, dass ich mir da dann nicht mehr ernsthaft den Kopf zerbrochen habe, ob das Garn unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, das war mir dann einfach zu viel des Guten. Stricknadeln kamen aus dem Fundus meiner Mutter. Schuhe und Tasche waren im meinem Fundus. Das Shapekleid habe ich zwar auch neu gekauft, wollte so eines aber schon sehr lange zur Kombination mit vorhandenen Sommerkleidern. Das Strickkleid trägt sich gut und ist individuell. Und ich schätze es, weil ich bei der Herstellung Neues gelernt habe (Stricktechniken) und Zeit sinnvoll genutzt habe (vor dem Fernseher, auf langem Autofahrten).

 

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