Archiv für den Monat November 2013

Babygeschenke

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Die Geburt eines Kindes ist heute eher ein außergewöhnliches denn ein alltägliches Ereignis. Familie, Nachbarn, Freunde alle nehmen Anteil und jeder möchte die Freude über den neuen Erdenbürger durch ein Geschenk zum Ausdruck bringen. Mit etwas Überblick und sanfter Lenkung können sich die werdenden/frischgebackenen Eltern oft einen großen Teil der Babyausstattung, die ja nicht gerade billig ist, schenken lassen.

Beim zweiten Kind wird es schon schwieriger, weil eigentlich alles Nötige vorhanden ist. Bei uns führte es dann dazu, dass wir, obwohl ich rosa einfach gar nicht mag und selbst nichts in der Richtung gekauft hätte, mit Stramplern und sogar Spielzeug in pink eingedeckt wurden, war doch das erste Kind ein Junge gewesen und nun kam ein Mädchen. Ich freute mich natürlich, dass wir großzügig bedacht wurden, aber nicht bei allen Teilen gelang es mir, sie auch wirklich zu nutzen. Es war einfach schon zu viel geworden.

Das dritte Kind stellte dann die Schenkenden vor eine echte Herausforderung. Ich hätte ja einen Wohnungsputz, eine Stunde spontane Kinderbetreuung oder ähnliches sensationell gefunden, und zumindest bekamen wir fast keine Kleidung mehr geschenkt, aber letztlich hatten wir z.B. drei Spieluhren, drei Kirschkernkissen (sowie zwei Rapskissen und ein Dinkelkissen) fünf Ziehtiere, von Kuscheltieren ganz zu schweigen. Wir waren sehr dankbar so reich beschenkt zu werden, wussten uns in manchen Fällen aber nicht anders zu helfen, als unauffällig weiter zu verschenken.

Was wir jedoch besonders schätzen wussten, waren „Luxusartikel“: Einen Bollerwagen für Ausflüge, ein Badetuch, das sich umbinden lässt, so dass man das Baby ganz alleine baden kann ohne alles vollzutropfen, einen UB-Schutz-Anzug alles Dinge, die nicht unbedingt nötig sind, aber das Leben mit Kindern/Baby leichter oder einfach komfortabler machen.

Selbst schenken wir inzwischen, wenn wir keine Wünsche der Eltern erfüllen können, meist einen Einkaufsgutschein für eine Drogerie, der dann beispielsweise in Windeln angelegt werden kann.

 

Ein Geschenk zur Geburt meiner Jüngsten ist mir allerdings besonders in Erinnerung geblieben. Eine Nachbarin schenkte eine selbst gestrickte Babydecke: in einem kräftigen Orange, reine Baumwolle, somit 60 Grad waschbar. Man möchte meinem, dass so etwas bei einem dritten Kind schon vorhanden sein sollte, aber nein, diese Decke hatte uns wirklich noch gefehlt! Sie war, ob Zuhause im Stubenwagen oder Bettchen oder unterwegs in Kinderwagen oder Autoschale, immer mit dabei. Sie war weich und kuschelig, nicht zu groß und nicht zu klein, nicht zu dick und nicht zu dünn, individuell weil nicht zu kaufen. Ich liebte diese Decke. Leider, leider war sie eines Tages einfach verschwunden. Wir müssen sie im Umzugsstress irgendwo verloren haben. Es tut mir bis heute unendlich leid. Die Nachbarin hatte so viel Zeit in die Herstellung investiert und weil die Decke einfach immer und überall dabei war, wäre sie eines der wenigen Stücke gewesen, die ich bestimmt später als Erinnerungsstück eingelagert hätte. Aber sie ist weg, es lässt sich nicht ändern.

Gewissermaßen um Buße zu tun für meine Unachtsamkeit, kam ich auf die Idee, selbst so eine Babydecke zu stricken. Die tolle Idee würde so weiter getragen, das Geschenk der Nachbarin nachträglich geehrt.

Und so bekam als erstes das Nachbarsbaby eine Decke. Die Eltern waren und sind ebenso begeistert, wie wir es waren. Anfang der Woche ging dann die zweite Decke auf die Reise zu einer Freundin aus Studienzeiten, die in wenigen Tagen zum ersten Mal Mutter wird und für das Baby einer Kollegin ist auch schon eine Decke fertig.

Jetzt brauche ich erst mal eine Pause vom Stricken – allerdings wird mein Bruder im Frühjahr erstmals Papa. Grün wäre mal schick oder?

 

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