Sockenhorror mit Happyend

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Ich habe ein „Zwängle“. Es ist mir unerträglich, wenn Socken einzeln irgendwo herumfliegen. Sie dürfen sich aus meiner Sicht nur paarweise bewegen. Sowohl von einem Raum des Hauses in einen anderen, als auch in einen geeigneten Wäschekorb und dann in die Maschine. Auf der Leine hängen die Paare natürlich direkt nebeneinander.

Wenn eine Socke einzeln im Keller ankommt, dann muss ich so lange suchen, bis ich die andere finde. Das hat zum Glück noch eine Grenze, ich bin nicht völlig paralysiert wenn eine Socke nicht gleich auftaucht, aber loslassen tut mich das Thema dann nicht, bis das elende Teil gefunden ist.

In der Regel liegt so ein Fußwärmer in einem Bett, unter einem Bett, hinter einem Bett, unter dem Sofa. Oft findet sich ein Söckchen in einem Hosenbein, manchmal in einem Schuh. Alles kein Problem.

Und dann war da Anfang September der Tag, an dem sich die Tochter mit ihrer Freundin drei Mal umzog und dann im Keller über die Verkleidekisten herfielen. Und am Ende lagen eine Hose und eine einzelne Socke auf dem Kellerboden. Und eine einzelne Socke im Bad. Aber die beiden Socken gehörten nicht zusammen. Ich bekam meinen ersten Tobsuchtsanfall, wegen des Chaos darum herum und den zweiten, weil ich die Socken nicht finden konnte.

Die Badsocke traf ihren Kumpel dann im (!) iWood, einer Schiefertafel in Laptopform, auf dem Schreibtisch wieder. Aber die Kellersocke blieb alleine. Ich räumte die Verkleidekisten drei Mal aus und wieder ein. Ich leuchtete unter alle Regal, den Hometrainer und die ungenutzten Gartenmöbel. Ich hob alle Spielzeugkisten hoch, ich sortierte die Wäschekörbe zwei Mal durch. Nichts, nichts, nichts.

Also kam die miese fiese Einzelgängersocke im Waschkeller auf die Leine. Und in Gedanken hab ich seither weiter gesucht und gesucht. Und im echten Leben räumte ich die Verkleidekisten nochmal aus, und Schubladen ein und aus, und Regalfächer ein und aus. Und die Socke blieb verschwunden.

Und es wurmte und wurmte mich.

Ich war kurz davor die übrige Socke in den Müll zu werfen, um sie nicht mehr sehen zu müssen.

Und dann:

Dann trug die Tochter die Kiste mit den bunten Tüchern aus dem Keller ins Wohnzimmer und verkleidete sich statt mit den Verkleidesachen mit den Tüchern. Und räumte das Chaos, das sie hinterließ, natürlich nicht weg. Und als ich kurz vor einer neuerlichen Schimpftirade einen Blick in die Kiste warf, grinste mich doch diese Socke an. Ist das Kind diesmal davon gekommen, den die Erleichterung war zu groß. Endlich wieder Sockenfrieden.

 

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