(vorweg: ich glaube ich habe beim Schreiben unterwegs etwas den Faden verloren und dafür zwei neue oder so aufgenommen. Man möge es mir verzeihen und evtl. durch einen Kommentar Kritik üben)
Klassiker: Schüler muss einen Vortrag halten. Entgegen meines Hinweises, dass ich KEINEN Wert auf eine Powerpointpräsentation lege, dass man auch etwas an die Tafel schreiben darf, hat der Schüler doch eine PPP vorbereitet und auf einem Stick abgespeichert.
Also Schrank aufschließen, Laptop rausholen, hochfahren (2-3 Minuten mit Schülerlogin und anmelden im Netzwerk). Derweil – falls der Schüler sein Passwort weiß – anderen Schrank aufschließen, Beamerfernbedienung entnehmen, Beamer anschmeißen, Leinwand runterfahren. Jalousien runterfahren. Audiokabel kontrollieren, Verstärker anschmeißen.
So und alle aufgeführten Möglichkeiten, was jetzt kommt, sind in den letzten Wochen in meinem Unterricht passiert :
1. Kein Bild über Beamer, weil das Kabel abgefallen ist und sich der Rechner weigert über Beamer auszugeben, wenn das Kabel nicht schon vor dem Hochfahren dran war.
- Lösung: natürlich Rechner neu starten
2. Datensalat, Stick kaputt
- Lösung: Pech gehabt. Schüler muss Vortrag verschieben, meine Unterrichtsvorbereitung, die darauf fußen sollte ist hinüber.
3. Powerpointversion zu neu (Schule Stand 2003), deshalb nicht lesbar (das betrifft ungefähr jede zweite Präsentation, auch wenn man die Schüler immer wieder darauf hinweist)
- Lösung: Ausloggen, mit meinem Acount anmelden, mir über die Schulmail die Datei auf mein iPhone schicken, mein iPhone dann mit meinem Adapter an den Beamer anschließen, PPP von meinem Gerät laufen lassen.
4. Präsentation zwar runterkonvertiert, aber damit das Layout zum Teufel gejagt
- Lösung: Auf das bewerten der äußeren Form verzichten – Gerechtigkeit und Vergleichbarkeit lassen grüßen
5. Link funktioniert nicht, weil Seite für Schüler gesperrt ist
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Lösung: Ausloggen und ich logge mich mit Lehrerzugang ein
Das macht alles so richtig Spaß!
Ganz ehrlich bin ich schon von den Vorbereitungen immer total genervt. Weil ich ja schon weiß, was alles passieren kann, bitte ich die Schüler immer, wenn sie schon eine PPP machen müssen, dann die mir doch vorher zu schicken, damit ich sie auf meinem IPad speichern kann, Youtubevideos zwischenspeichern kann etc. um weder vom lahmen Netzwerk noch vom noch langsamen Schulrechner abhängig sein zu müssen. Das Kompatibilitätsproblem von Versionen ist so in der Regel nicht vorhanden, denn ich halte meine Standardsoftware immer auf neuestem Stand.
(Aber es ist nicht so, dass die Schüler das Angebot mehrheitlich dankbar annehmen würden. Nein, sie sind nur völlig aufgelöst, wenn es dann in der Stunde nicht funktioniert.)
Aber ich will jetzt wuch nicht zu viel an den Kindern rumkriteln. Sie müssen eben ganz Vieles noch lernen. Unter anderem damit zu leben, dass sie zwar selbst mit aktuellen Medien und neuester Software umgehen können, das aber noch lange nicht heißt, dass ihre Umgebung das auch kann. Schulen sind in aller Regel leider immer nur ganz kurz auf neuestem Stand um dann für die nächsten 10 Jahre hoffnungslos hinterher zu hinken. Als Lehrerin, die ihre Unterrichtsvorbereitung nicht nur auf dem iPad macht, sondern das selbe im Unterricht auch umfassend einsetzt (Musik und Videos abspielen, Bildmaterial zeigen, Noten setzen und abspielen, Sequenzing, statt Tafelanschrieb Notizen per Stylus etc.) ist man tatsächlich ein Exot. So neumodisch! Und dabei benutze ich den ganzen Kram wirklich nicht zum Selbstzweck, sondern weil es praktisch ist. 5x die CD wechseln oder einfach die Playlist abspielen? Drei Folien auflegen oder weiterwischen? Leinwand hoch und runter für Tafelanschrieb und Quellen oder einfach die App wechseln? Aber dank des antiquierten Equipments, können unsere Schüler mit ihrer Versiertheit auf neuesten Geräten gar nicht glänzen und wir können ihnen nicht wirklich viel Nutzbringendes in der Richtung beibringen.
Oh, und gleich noch ein Thema: Wehe man erwartet, dass Kollegen auf Mails antworten. Nein, also täglich werden die natürlich nicht abgerufen. Das macht man nur am Wochenende. Ok, damit tue ich jetzt einem größeren Teil des Kollegiums unrecht. Viele rufen ihre Mails ab. Aber einige – auch in Leitungsfunktionen – halt leider nicht. Die schreiben weiter brav Zettel und legen sie einem im Lehrerzimmer auf den Platz, wo sie der nächste Luftzug runterweht oder man sie dann zu spät findet, weil man halt einen freien Tag hatte. Schüler dagegen kann man par Mail gut und schnell erreichen 😉
Und warum ich das heute schreibe, wo ich doch aktuell gar nicht im regulären Schulbetrieb stecke, sondern an einer Schulaufführung herumbastle?
Für ein Familientreffen sollte ich eine Exceltabelle zur Anmeldung ausfüllen. Hab ich brav gemacht und auch als Excel zurück geschickt. Ja, nur der gute Verwandte arbeitet halt auch noch mit der 2003er Version und kann die neuere nicht lesen. Und vermutlich kommt er sich total fortschrittlich vor, weil er sich keine Zettel hat ausfüllen lassen, sondern eine Datei zuschicken. DA wäre mir dann der Zettel lieber gewesen. Denn so musste ich jetzt extra in die Schule fahren, denn natürlich braucht er die Datei noch heute, dort den zum Gähnen lahmen Rechner anwerfen und dann die Datei ausfüllen. Denn leider hat es sich jetzt mal nicht ausgezahlt auf dem neuesten Stand zu sein. Ich konnte nicht so weit runter konvertieren. Aber da hatte es mal Einen Vorteil, dass die Schule noch XP hat.
Letztlich aber ganz ehrlich: Entweder halte ich mein Arbeitsgerät ordentlich in Schuss und nutze es oder ich lasse es lieber ganz. Dann weiß das Gegenüber wenigstens woran es ist.
Und so sehe ich es auch für den Unterricht. Entweder wir bekommen in Schulen hauptamtliche Systemadministratoren und neueste Hard- und Software und setzen das Zeug dann auch ordentlich ein oder wir lassen es lieber ganz. Ich finde es wunderbar, wenn ein Schüler von sorgfältig vorbereiteten Zettelchen abspickt, ein Buch herumreicht und dann auf seinem Instrument was vorspielt. Wie man einen strukturierten, abwechslungreichen Vortrag hält, lernt er so genauso gut, als wenn er das per PowerPoint vorbereitet. Und Onlineformulare bleiben Formulare – die hasse ich so oder so 😉